* 1974 in Berlin, aufgewachsen in Berlin und München

1995 Fachabitur Gestaltung und Design München

Seit dem Zeitraum arbeitet sie ausschließlich mit Fimo (Bastelknete in verschiedenen Farben) d.h. ihre Skulpturen sind eine Art Intarsienarbeit Nicht bemalt! Der Rest is BlaBlaBla – Sagt sie.

Austellungen DomagkAteliers – München Galerie Eichholz – Murnau Kunstverein – Aschau Stroke.02 Kunstmesse – München Wiedefabrik – München

 

Wo bist du, wenn du in die Luft starrst? Wo bist du, wenn du träumst? Wo bist du, wenn du nicht hier bist? Folgen wir dem weißen Hasen den kaiserlichen Kaninchenbau hinab und finden es heraus… Von einem Strudel aus rauschendem Tüll, wallendem Haar, klatschendem Latex und lauwarmem Leder mitgerissen landen wir auf deinem Seelenvorhof, wo Fräulein Josephine Kaiser gerade portraitiert. Wen oder was, das konntest du dir bis eben selbst nicht vorstellen. Jetzt waschen sich dir die Schuppen von den Augen, denn eine Flut von Assoziationen überschwemmt dein Gehirn. Dein Über-Ich ist schließlich total aufgeweicht angesichts von Diva Divine, Amy Winehouse, Catwoman und Pin-up Girls, die mit flunkernder Finesse unter den Händen Josephine Kaisers provokant posieren. Du hast jede von ihnen irgendwo schon mal gesehen, diese minutiös modellierten Gestalten im Halb- bis Hochrelief, die dich direkt ansehen und dir eure geheime Abmachung ins Ohr flüstern: „Ich verrate dich nicht, denn ich bin wie du“. Die einzige Mitwisserin, Josephine Kaiser, holt Komplexe, Fantasien, Geschichten, Sex, Spiel, Liebe und Triebe aus dem Seelenlimbo auf ihren Operationstisch, wo sie wie eine Chirurgin so lange das Unterbewusstsein präzisiert, bis eine Plastik entstanden ist. Sie verarbeitet dabei in einer Art Intarsienarbeit Fimo, aus der ihre 15 bis 30 cm großen Reliefs entstehen. Nichts wird gemalt, alles soll diese haptische Qualität haben, die man in Dellen auf nackten Oberschenkeln, warmen Wülsten, Falten und in allen erdenklichen Hautfarben mit dem Auge ertasten kann. Die zweifache Mutter hat seit 2006 bereits viele Gestalten geboren und spezialisiert sich seit 2011 auch auf „Kaiserschnitte“. Diese Scherenschnitte porträtieren ebenfalls laszive Ausgeburten der menschlichen Fantasie. Allen Porträtierten gemein ist ihre Herkunft, der Raum zwischen unserem Unterbewussten und gesellschaftlich anerkannter Moralität, zwischen „Es“ und „Ich“ oder „Über-Ich“ sozusagen. Josephine Kaiser feiert die Phantome und Symptome unserer Fantasie, statt diese wie Sigmund Freud als Quell allen Übels zu verdammen. Sie streckt dem chauvinistischen Psychoanalytiker die Zunge raus und zieht ihm die Hosen aus. Wachst du wieder auf, stehst du gerade auf einer Ausstellung rum, auf der Stroke Urban Art Fair oder im Harry Klein. Vielleicht nippst du auch in der Wiedefabrik an einem Prosecco oder schiebst dich in einer kleinen Galerie amüsiert verlegen von einem Pin-up Girl zum nächsten und weißt nicht, ob du jetzt erröten sollst, weil Kaisers Kunst so aggressiv mit dir flirtet oder ob du einen anerkennenden Satz zur perfekten Technik der Plastikerin und Scherenschneiderin sagen sollst. Weder noch wird von dir erwartet, du bist eingeladen zur Rollenschau und musst heute nicht spielen. Es sei denn du willst, es gibt keinen Grund für falsche Scham. After all, we’re all mad here.